Mit dem Red Snapper 100 Rheinkilometer auf der Kreuz

Aufbautag: Freitag vor Pfingsten. Start Organisation: Drei Segler: Fabian Solf, Dirk Buhrmann und ich, Volker Pils. Mit zwei Fahrzeugen (Auto nebst Bootstrailer und Wohnmobil) zum Starthafen und das Boot aufbauen. Boot 210kg, Mannschaft 310kg. Wir waren sehr früh da, so dass wir nicht in der super langen Schlange auf der Straße standen. Abends gemütliches Miteinander mit allen Seglern und später zusammen mit unserer Mannschaft im WoMo.

Segel-Tag 1: Pfingst-Samstag. Steuermannsbesprechung um 11:00 Uhr. Start 12:00 Uhr Leverkusen-Hitdorf – Neuss. Trockenkleidung in den Shuttlebus.
Start in fünf Gruppen, wobei wir in Gruppe 1 waren. Unser Startschuss war der Vorbereitungsschuss für die nachfolgende Gruppe und so weiter. Während der Startphase hatten wir uns solange wie möglich im ruhigeren Rand des Hafengewässers aufgehalten und erst die letzten 2 Minuten haben wir uns Rheinaufwärts vor dem Wind segelnd gegen die Strömung gestellt. Bei gerade mal 3-6kn Gegenwind hatten wir Fließgeschwindigkeit, erst hinter Dormagen frischte der Wind stellenweise auf 8kn auf, so daß wir 2 ½ Stunden bis in den Neusser Hafen brauchten. Erst auf dem letzten Kilometer von 36.7 km konnten wir mal zu dritt ausreiten, ansonsten mussten wir zu Dritt um dem Mast herum stehen und versuchen das 1,20 breite, flache und saugende Heck aus dem Wasser zu heben. Der Nachteil eines modernen Up-and Down Gleitbootes, wie sich im Nachhinein heraus stellte. Im Neusser Hafen mussten wir dann bis 16:15 Uhr warten, bis dann der erneute Startschuss nach Düsseldorf zum Tagesendziel über 10,6 km erfolgte. Unvorhergesehen hatten wir WS 4-5 mit ca.17kn Wind, so dass Hängen angesagt war.
Das Startfeld war eng zusammen gerückt, leider hatten wir hier einen Frühstart, der richtig Punkte kostete, wobei wir nur Millimeter an der Linie gewesen sein konnten, aber dies ist unsere subjektive Auffassung. Bis zur Düsseldorfer Altstadt und dort vorbei war strammes Segeln an Schubverbänden und großen Berufsschiffen vorbei. Ein Schiff, kurz hinter uns, ist mit dem Bugkorb mit einem Containerschiff kollidiert und ca. 100m entlang geschliffen. Ich glaube, es hatte auch einen Mastbruch erlitten. Die Mannschaft ist mit dem Schrecken davon gekommen.
Am Samstag war der Rhein während der Wettfahrt bereits um einen Meter gestiegen und es gab erhöhtes Treibgut. Der Einlauf in den Düsseldorfer Yachtclub war herausfordernd. Wir mussten aus dem stärkeren Fließgewässer an den Rand der Rheinterrasse auf der Düsseldorfer Seite segeln, nachdem wir die Theodor-Heuss-Brücke passiert hatten. Aber auf einmal, wie mit einem Schalter umgelegt, war der Wind weg. Also das Stechpaddel raus und mit Muskelkraft und unter Segeln rüber zum Rand. Als dies geschafft war, kam die nächste Hürde: aus der Strömung in die Hafeneinfahrt. Hier war so kräftiges Kanupaddeln angesagt, dass die Paddler auch noch 10 Minuten nach erfolgreicher Einfahrt schnauften. Es wurde schnell ein Liegeplatz gesucht, das Boot abgebaut, umgezogen und dann mit dem bereits geparkten Pkw nach Leverkusen-Hitdorf zurück gefahren. Anschließend wurde das WoMo von mir in den Düsseldorfer Yachtclub gefahren, während Dirk den Trailer nach Wesel brachte und Fabian parallel mitfuhr und beide nach ca. 2 ½ Stunden so gegen 21: 30 wieder in Düsseldorf eintrafen. Da ich etwas mehr Zeit hatte, konnte ich die beiden im Yachtclub mit einem fertig gedeckten Außentisch, gegrilltem Fleisch und Salaten, kaltem Bier und einem gekühlten Longdrink in Empfang nehmen. Mit Radio NOXX saßen wir in Teilen noch bis ca. 2 Uhr zusammen und ließen den Tag ausklingen.

Segel-Tag 2: Pfingstsonntag: Start Düsseldorf – Richtung Duisburg (Zwischenstopp) und dem Zielhafen Wesel.
Der Rhein war über Nacht erneut um 1,50 m gestiegen, d.h. innerhalb eines Zeitraumes von 24 Stunden um 2,5 Meter. Das Treibgut-Aufkommen insbesondere größerer Stämme war gefährlich gestiegen. Steuermannsbesprechung um 09:00 Uhr auf der Eureka, dem begleitenden Kreuzschiff. Gespräche und Einweisungen bis 09:30 Uhr, mit der Ansage, dass diesmal der Start nicht verschoben werden würde wie tags zuvor. Dann große Hektik, da alle damit gerechnet hatten und nun der Start um 10:00 Uhr äußerst knapp wurde. Also im Stechschritt zum WoMo, umziehen, Getränke und Snacks packen. Dirk im Laufschritt mit den Trockensachen zurück zur Eureka, welche schon abgelegt hatte und die Säcke noch rüber geworfen, geschafft. Fabian und ich waren derweil im Hafen damit beschäftigt, das Boot wieder klar zu machen. Kurzum geschafft. Diesmal frühzeitiger gegen die Strömung gestellt, keinen Frühstart und los ging es gegen Duisburg. Schon wieder kein Wind… wieder 4-6kn. Also versuchten wir die besten Strömungen an den Außenbereichen der Biegungen zu finden, jedoch nicht in Kabbelwasser zu geraten, da dort Untiefen sein konnten, bzw. die Verwirbelungen das Boot verlangsamt hätten.  Wie sich heraus stellte war auch das schräge schnibbeln des Fließgewässers von der Innen zur Außenseite nicht verkehrt. Zwischenzeitlich hatten wir sehr „freundliche“ Berufsschiffer, die permanent das Horn betätigten und versuchten uns schon drei Kilometer entfernt aus ihrer Bahn zu verscheuchen. Bei Krefeld waren fest gekettete Flöße wegen Baggerschiffen auf der Krefeld-Uerdinger-Seite, daher mussten wir Rechtsrheinisch segeln. Wie sich im Abschlussbericht heraus stellte, ist ein Schiff mit einem der Flöße kollidiert und in Havarie geraten, die Segler konnten von der Wasserwacht geborgen werden. Mehr Informationen wurden nicht verbreitet. Segeln auf dem Rhein mit der Strömung und den stehenden und fahrenden Hindernissen ist nicht ohne Gefahr und man muss vorausschauend segeln und seine Entscheidungen schon 1000m vorher treffen, zumal die Berufsschiffer ab 500m die Segler teilweise nicht mehr sehen können. An Krefeld vorbei konnten wir einigen winkenden Personen zurück winken und hofften auf Grund der Biegung vielleicht doch einmal den Gennaker ziehen zu können – nö, war dann doch wieder nicht, weiter Am Wind und zu spitze Kurse für den Gennaker. Nach ca. 36km hatten wir gegen 14:00 Uhr eine Verschnaufpause im Duisburger Eisenbahnhafen sowie einen netten Empfang durch Conni, Eva, Julian und Bernhard. Aufgrund eines aufkommenden Gewitters über dem Rhein wurde der letzte Start nach Wesel über weitere ca. 36km immer wieder verschoben, so dass genug Zeit für Klönschnack blieb. Gegen 16:30 Uhr war dann der erneute Start, und es ging hinein in die letzte Gewitterzelle ,die einfach nicht fort wollte. Endlich war mal zeitweilig genug Druck für unsere Mannschaft um oben zu sitzen bzw. mal auszureiten, so dass wir doch anstelle der 6-8 kn auf der Kreuz auch 11,2 kn über Grund erreichen konnten, natürlich inklusive der Stromgeschwindigkeit. Aber wie so oft in diesen Tagen war der Wind auch wieder nach der nächsten Biegung schnell vorbei und kam auch nicht zurück, so dass auch die letzte Strecke nach Wesel in einer großen Flaute dahin getrieben wurde.
 Gegen 20:00 Uhr erreichten wir den Zielhafen Wesel, schnell wurde das Boot vertäut, umgezogen und in den vor Ort geparkten Wagen gestiegen. Dann ging es mit dem Auto zurück nach Düsseldorf, das andere Auto und das WoMo holen und zurück nach Wesel, so dass wir alle zusammen um 21.45 Uhr wieder im Weseler Yacht-Club eintrafen, genau rechtzeitig zur beginnenden Siegerehrung, die bis 23:00 Uhr dauerte. Bis dahin hatten wir noch nicht gegessen, das Grillgut des Clubs war bereits weg und so schoben wir Hunger, mit der Folge, dass wir um 23:15 Uhr dann anstelle vor Ort erneut zu grillen, Plan B heraus holten in Form von drei Dosen Ravioli. Mit Bier und anschließenden Gin-Tonics endete die Nacht erneut um ca. 02:00 Uhr. Am Pfingstmontag fiel der Lauf nach Rees wegen fehlender Kranmöglichkeiten aus, so dass wir nach einem Frühstück uns in die Reihe derer einreihten, welche den Schrägaufzug nutzen wollten. Es dauerte dann bis 14:00 Uhr, bis wir unser Boot abfahrtbereit hatten und es dann gegen 15:00 Uhr im SCCR wieder abstellen konnten.
Fazit: Nach über 100 Km auf der Kreuz segelnd konnten wir addiert nur 400 m den Gennaker ziehen, und dies nur in zwei Teilen á ca. 200 m. Für ein modernes Skiffgleitboot, gebaut für Up-and-Downs, mit breitem flachen Heck, einfach zu wenig um konkurrenzfähig zu sein, da hätte auch die Yardstick-Zahl auf 115 erhöht werden können… Das Heck hatte selbst dann noch gesaugt, als wir zu Dritt um den Mast standen und in Lee in der Wante hingen. Der nächste vernünftige Ansatz wird wohl wieder ein größeres freies Revier sein, wo auf der Kreuz weniger Höhe gekniffen werden muss und mehr Gleitfahrt möglich ist, respektive auch der Gennaker wieder mindestens hälftig gefahren werden kann. Davon abgesehen ist leider die Aufnahme des Kielschwenkmechanismus im Rumpf beschädigt worden (Gelcoat und GfK-Risse am Kielkasten), so dass die SK2 ab diesem Wochenende in der Garage zur Reparatur aufgehängt wird.
Volker, Red Snapper, GER 17