Familientörn 2017

Raus auf’s Ijsselmeer !

Da wir uns in den letzten Jahren mit einem auch schönen aber dennoch zu kurzen Wochenende begnügt haben und über die Randmeere nicht hinausgekommen sind, haben wir uns in diesem Jahr für eine „Kurzwoche“ vom Montagmittag bis Freitagmittag entschieden.
So hatten wir Zeit, unseren Masterplan „Raus auf‘s Ijsselmeer!“ auch umzusetzen. Der Plan ging besser auf, als sich alle vorgestellt hatten!

Am Montag, 21.08.2017, fanden sich gegen Mittag alle Crews beim Vercharterer „Waterrecreatie Syperda“ ein. Die Anreise ging problemlos aus Krefeld in eigenen Autos, zum Teil als Fahrgemeinschaften.

Alle vier Schiffe wurden durch Ihre Crews und Skipper bezogen. Wir hatten in diesem Jahr sogar vier der beinahe baugleichen Lemsteraaken gechartert: Dageraad, Onrust, Sjouwerman und Westwind.
Die Traditionsschiffe sind gaffelgetakelte Plattbodenschiffe, 12,80 – 13,00 m lang, haben eine Segelfläche von rund 100 m² mit Großsegel, Vorsegel und dem faszinierenden Klüver, der an einem extra Klüverbaum angeschlagen wird. Die Stahlschiffe haben eine Wasserverdrängung von rund 15.000 kg! Die Ausstattung ist etwas robust und bodenständig angelegt, ohne viel Schnick-Schnack, aber mit bis zu 10 Kojen.
Den Platz der großzügigen Boote haben wir mit unserer Truppe auch gebraucht. In diesem Jahr waren wir mit 36 Leuten, davon 18 Kindern, unterwegs! Und alle sind am Freitagabend gesund und unversehrt mit einer herrlichen Erinnerung für die letzten Tage der Sommerferien zuhause angekommen.
Hier möchte ich auch noch mal einen ganz besonderen Dank an unsere Skipper Bernhard Winter, Markus Mischnik und Helmut Gruner aussprechen!

Nachdem die Boote klar waren, Proviant gebunkert, erste Einweisungen für die „Neuen“ gelaufen waren, haben wir uns mit der Westwind schon mal auf einen kleinen Probeschlag auf das Gaastmeer rausgewagt.
Beinahe traditionsgemäß haben sich aber alle dann am ersten Abend in „unserer“ Ecke am Steg von Syperda zum gemeinsamen Grillen eingefunden. Bei frisch Gegrilltem und gut Gekühlten wurden schon die ersten Pläne für den kommenden Morgen geschmiedet.

Am Dienstagmorgen haben wir Kerstin erstmal zu Ihrem Geburtstag hochleben lassen. Wie in den vergangenen Jahren auch schon mal, aber diesmal sogar mit einem Ständchen von Schiff zu Schiff.
Nach ausgiebigem Frühstück (man braucht Kraft auf diesen Schiffen!) und der obligatorischen Skipperbesprechung wurden dann gegen 10.30 Uhr die Leinen losgemacht.
Bei lockerer Bewölkung, angenehmen Temperaturen über 20° und einem leichten südöstlichen Wind von 1-2 bft, sind wir dann von der Basis aus durch das Gaastmeer und den Inthiemasloot Richtung Heegermeer und Fluessen aufgebrochen. Auf dem Heegermeer wurde uns dann noch ein besonderes Schauspiel geboten: Hier war grade ein Lauf der SKS Skûtsjesilen im Gange, eine offizielle Regattaserie auf den traditionellen Skutjes. Wir konnten live sehen, wozu diese schweren und behäbig wirkenden Schiffe bei diesen Bedingungen in der „Lage“ sind!

Nach dem wir unsere kleine Flotte versammelt hatten, ging es raumschots Richtung Stavoren. Über Galamadammen, Morra und Johann-Friso-Kanal liefen wir in die innere Stadsgracht von Stavoren ein, wo wir gegen 17.30 Uhr alle vier Schiffe hinter der kleinen Brücke nacheinander am Ufer festmachen konnten. Der nahe liegende und neu angelegte Supermarkt „COOP“ mit eigenem Anleger, bot die Chance zum Nachbunkern. So konnten wir den ersten Segeltag mit einem herrlichen Abend ausklingen lassen.

Am Mittwochmorgen ging es dann gemeinsam durch die Brücke zum Anstellen an die Schleuse ins Ijsselmeer. Der Schiffsverkehr war jedoch nicht übermäßig, so konnten wir in zwei Schüben schleusen. Das der Wind auffrischen sollte, wurde nach der Schleuse erst richtig deutlich und er bot uns auf dem Ijsselmeer bei leichter Bewölkung und viel Sonne optimale Bedingungen zum Segeln. Nach einigen Kreuzschlägen und kleinen Matches untereinander, drehte die Flotte dann unter „Vollzeug“ nach NordNordOst Richtung Makkum ab. Wenn man mit vier traditionellen Lemsteraaken hintereinander in eine so schöne Hafenanlage einläuft, gibt das sicher immer ein schönes Bild. Und auch der Havenmeester hat uns trotz akutem Platzmangel am Aussensteg noch auf einen schönen Liegeplatz zusammenlegen können; wir lagen also in zweier Päckchen Heck an Heck (oder A… an A… J).
Am Bergfestabend war ein besonderer Event für die Kids (und die Erwachsenen) angesagt:
Auf der Spielwiese des Hafens haben wir eine legendäre Seeräubertradition wieder aufleben lassen. Bei der „Piratenolympiade“ kämpften die Kinder der Crews (mit kleiner Unterstützung je eines Erwachsenen) gegeneinander. Und (fast) ganz ohne Blutvergießen wurde die stärkste Mannschaft in den Disziplinen Tauziehen, Fender-Weitwurf, Festmacher-Zielwerfen und Fender-Staffel ausgespielt. Sieger wurde die unschlagbare Mannschaft der „Onrust“! Nach den todesmutigen Wettkämpfen hatten sich alle das Abendbrot und ein paar kühle Gertränke und kühle Umschläge verdient!

Trotz der schönen ruhigen Liegeplätze, trieb es den einen oder anderen Skipper nachts noch zur Wache an Deck!  Der Wind war nachts zunächst ganz eingeschlafen und frischte am frühen Morgen gegen 3.00 Uhr aus der anderen Richtung Nord-Ost wieder auf. So hatten sich die Schiffe in ihren Päckchen neu eingependelt und die Festmacher der Steglieger wurden noch mal nachgezogen.

Am Donnerstagmorgen erwarteten uns wieder hervorragende Bedingungen: Sonne-Wolken-Mix und ein gleichmäßige 4er aus Nord-Ost bei sehr angenehmen Temperaturen. Unter der optimalen Windrichtung sind wir dann zum nächsten Etappenziel, Workum, aufgebrochen. Nach einigen schönen Schlägen unter Groß, Fock und Klüver sind wir dann in die Soals, durch die Workum Sluis und die Kettingbrug in der Diepe Dolte zurück Richtung Gaastmeer gesegelt. Hier blieb ausreichend Zeit, um auf ein Eis oder ein Stück Appelgebak am Doltewal festzumachen und die Altstadt von Workum mit ihren netten Gässchen zu erkunden.
Nach der Drehbrücke für die Eisenbahn konnten wir nur unter Vorsegel genau vor dem Wind durch Lange Vliet und Korte Vliet im „Formationsflug 3:1“ (3 Schiffe paralell nebeneinander her, gefolgt von der Absicherung nach achtern) in Sandmeer und Gaastmeer einlaufen. 

Dann wurde noch das restliche Tuch eingeholt und wir sind in unseren Heimathafen eingelaufen. Nachdem die Schiffe wieder sicher und unbeschadet festgemacht und aufgeklart waren, haben wir den unvergesslichen Törn unter Plünderung der restlichen Bunkerreserven an Speis und Trank bei einem lauen Spätsommerabend ausklingen lassen.

Am Freitagmorgen haben wir uns dann, teils etwas schwermütig (weil es schon vorbei war), aber doch irgendwie sehr glücklich (weil wir unfassbar schöne Bedingungen hatten und es einfach sooo schön war), nach unserem obligatorischen Gruppenbild verabschiedet und die Heimreise angetreten.

Fazit für alle Beteiligten ist wohl: Herrlich, müssen wir wieder machen.

Ganz liebe Seglergrüße & Mast- und Schotbruch,
Euer Stefan Gerstner